Geschichte des Hofes Brinkmann aus Ostenfelde
von Matthias Brinkman
Von der Mitte des 14. Jahrhunderts wird der Hof Brinkmann in Urkunden mehrfach erwähnt. Die frühe Nennung des Gehöftes ergibt sich aus den wechselnden Lehensverhältnis zu Scheventorf bzw. zum Kloster Iburg. Weil die vorliegenden Nachrichten spärlich sind und sich in einigen Punkten widersprechen, ist es erschwert, sich ein Bild der Hofgeschichte zu machen. Soviel ist gewiß: Der Hof war früher ein großes Vollerbe und wurde wahrscheinlich geteilt. (Aus einer Handschrift mit dem Titel „Geschichte des Hofes Brinkmann in Ostenfelde“ von Matthias Brinkmann).
1253
Erste urkundliche Erwähnung des Hofes: „una domus in Ostenvelde, que vocatar Uppenbrinke“ (ein Haus in Ostenfelde, welches Uppenbrinke genannt wird ) 2) 3)
vor 1348
Lehenshoheit unter den Varendorfs, die auch vor 1252 den Besitz des Gerichts des Flecken Iburg inne hatten. 4) 6)
1348
Ameling von Varendorf überträgt durch Tausch die Burg Scheventorf und somit auch das Erbe Brinkmann an das Kloster Iburg. Wahrscheinlich Zuteilung des Hofes durch das Kloster an Hermann von den Wörden als Lehen. 5)
In der Zeit, als Scheventorf Eigentum des Klosters Iburg war, bleiben die 5 Lehnsstücke ( Burg Scheventorf, Brinkmanns Erbe, Dierkers Erbe, Krusen Kotten in Sentrup und Maschmanns Erbe in Remsede) verbunden. 4)
1365
Hakes erhalten das Lehen: Übertragung des Anspruches auf Belehnung von Scheventorf mit den vier Höfen auf Johann Hake. 11)
1421
Ludwig Hake wird mit 1/3 von Scheventorf belehnt, Rudolph Hake bekommt den Rest als Lehen, „Domus ton Brinke, vocata Wolterink“ . 4) 6)
1464
Hake von Scheventorf erhält das Haus und Erbe „ton Brinke in der Sutheide (Ostenfelde) mit den Leuten, ausgenommen den Zehnten, der dem Kloster Iburg gehört“ von dem Graf von Tecklenburg. 13)
um 1450
Wahrscheinlich 1. Teilung des Vollerbes unter Blutsverwandten. Der Erbkotten Waltermann wird aber weiterhin als Teil des Vollerbes angesehen. Hierfür spricht, daß um 1500, als beide Teile wieder einen gemeinsamen Hofinhaber hatten, die gleiche jährliche Rente bezahlt wurde wie zur Zeit der Teilung. Die jährliche Rente wurde aufgrund der Verschuldung der Hakes an das Kloster Oesede bezahlt. 4)
1545
6 Pferde, 2 Füllen, 9 Kühe, 4 Rinder, 13 Schweine, 1 Knecht, 1 Magd. 8)
1633
Durch Heirat einer der beiden Töchter des letzten männlichen Hake erwirbt der Oberstleutnant Henderson das Lehnsrecht an Scheventorf nebst „Zubehör“.
1631-1654
Wegen Armut (30-jähriger Krieg) brauchen die Vollerben Mindrup, Brinkmann und Sommer nur die Hälfte = 2 Taler und 4 Schillinge aufbringen, Brinkmann im Jahr 1650 statt 4 Taler nur 2 Taler
1660
Der Hof bleibt nach dem Tod von Josef Brinkmann unbesetzt. Alle Ländereien sind verpachtet, das Haus steht nur noch zur Hälfte. Die Witwe wohnt auf der Leibzucht. 10)
1662
Georg von Hammerstein, Hofmarschall aus dem Rheinland und Leiter der fürstbischöflichen Tafelgüter unter Fürstbischof Ernst August kauft Scheventorf von dem verschuldeten Henderson. Das Lehensverhältnis wird durch Zahlung von 200 Talern und 2 silberne Kändel für Meßopfer ausgelöst. Nun werden die besseren Stücke des Erbe Brinkmanns mit den Scheventorfer Gütern vereinigt. 5) 7)
um 1665
Aufteilung des Vollerbes durch den Gutsherrn von Hammerstein zu Scheventorf. Ein großer Teil kommt zu Scheventorf. Außerdem Abtrennung der heute nicht mehr bestehenden Markköttereien Hermann Brinkmann, später Jan-Brinkmann in der jetzigen Wiese von Averbeck und Kl. Waltermann oder Trockel-Woltermann, später Kniepmeyer, gegenüber der Stätte Vromeling in Brinke = Sommer.
Hinweis: Über die Aufteilung des Erbe besteht zeitliche Unklarheit: Bei der Verteilung des Torfmoores 1590 durch den Holzgraf von Tecklenburg der Ostenfelder Markt wird Brinkmanns Erbe mit 6 Fudern Torf bedacht, es wird also bereits als Halberbe eingestuft, jedoch wird 1660 das Erbe noch als Vollerbe angegeben. 4)
nach 1665
Hammerstein tauscht beim Fürstbischof Scheventorf gegen das Tafelgut Gesmold ein, auf dem die Hammerstein jetzt noch wohnen. dafür muß der zehnte Teil der Scheventorfer Ländereien bezahlt werden. 4)
1668
Maurus Rost kauft Brinkmanns Erbe und das halbe Dierker Erbe. Das Erbe verbleibt bis zur Säkularisation im Besitz des Klosters Iburg. 9)
nach 1668
Der Hof mußte allerlei Geschick erleiden. Über die früheren Inhaber des Erbes ist nur wenig bekannt. Nicht immer waren die Inhaber tüchtige Bauern, da mehrfach von Verfall und Verpachtung der Ländereien berichtet wird. Gewiß war es den Eigenbehörigen erschwert, sich durchzusetzen:
1717
Das Halberbe des Hillebrand Brinkmann ist in einem guten Zustand, es gibt nichts zu klagen. 4)
1770-1778
Es bestehen wieder ungeordnete Zustände, die Abgaben können nicht entrichtet werden. Der größte Teil der Ländereien sind verpachtet. 4)
1786
Brinkmann beantragt beim Klostersekreteär, Einnahmen aus den verpachteten Ländereien für nötige Verbesserungen der verfallenden Hofgebäudes verwenden zu dürfen. Der Klostersekrtär unterstützt dieses Ansinnen beim Amtsrentmeister und beim Landdrost, weil „eine dauerhafte Instandsetzung des Wohnhauses ein weit mehr als der wirkliche Kassenüberschuß ist und am Ende doch ein ganz neues Wohnhaus, …., zu verzeichnen ist.“ 12)
bis 1813
Die napoleonischen Truppen legen die geradlinige Verbindung von Iburg nach dem Donnerbrink an Scheventorf vorbei durch zum Teil mooriges Sumpfland. Die Bauern müssen zur Auffuhr fester Straßenunterlagen ihre Gespanne zur Verfügung stellen. 14)
1836
Ablösung
29.11.1871
Heirat Heinrich Brinkmann und Maria Obermeyer
1875
Erster Hofbrand beim Schweinekesselheizen. Der Hof wird an die alte Heerstraße im Winkel zum Liener Postdamm verlegt mit dem Plan von Maria, eine Schankwirtschaft zu betreiben. Die Genehmigung wird jedoch nicht gegeben. Daraufhin wird eine „Stilte Kniepen“ geführt.
1880
Zweiter Hofbrand: Bei den letzten Tischlerarbeiten im neuen Gebäude werden durch eine Pfeife des Zimmergesellen Hobelspäne in Brand gesetzt.
Jan Brinkmann wird verkauft. Der letzte Inhaber zieht nach Glandorf. Er war noch oft nach Geschäften in Iburg bei Brinkmann kurzweiliger Gast. 4)
1890
Aufteilung von Kniepmeyer. 4)
um 1898
Das erste Auto passiert die Heerstraße. Wegen Maschinenschaden bleibt das Auto zwischen Hof und Kotten einen halben Tag stecken. 13)
01.07.1905
Blitzeinschlag und dritter Hofbrand. Während auf dem Donnerbrink geheut wird, kommen dem Bauern die eigenen Kühe entgegengelaufen. Der Hof wird erneut aufgebaut. Das Hauptgebäude wird nochmals vergrößert und bekommt seine heutige Form. Der Hof wird endlich feuerversichert.
04.06.1914
Heirat Ludwig Brinkmann und Agnes
06.10.1914
Hoferbe Ludwig Brinkmann wird verschollen und am 5.10.1916 für tot erklärt. U3)
14.07.1920
Heirat Josef Brinkmann und Agnes. Die Ehe bleibt kinderlos.
1938
Das erste Automobil wird angeschafft. Es ist ein Opel Adler. Das Fahrzeug wird im zweiten Weltkrieg eingezogen.
um 1940
Die zweijährige Klärchen Kemper aus Sentrup wird auf dem Hof aufgenommen und großgezogen
11.8.1944
Der Hoferbe Franz Brüske-Brinkmann, Neffe des Hofbauer Josef, fällt im 19.Lebensjahr an der Ostfront. Die Nachfolge bleibt vorerst ungeklärt. Bevor der jüngere Bruder Klemens Brüske nach 1945 den Hof übernimmt, stehen seine Cousins Karl und Hans Brinkmann zur Diskussion. U2)
Ostern 1945
Der zweite Weltkrieg neigt sich dem Ende zu. Die Engländer nähern sich über Münster der Heimat. In Hofnähe werden zur Feindabwehr Einmannlöcher vom Volkssturm gegraben. Als die Engländer 400 Meter vor Glandorf stehen, wird der Hof Sitz des Kommandos. Die beste Stube wird zur Schreibstube. Die Straße wird zum Kampfgebiet erklärt. Bei Scheventorf gehen Panzer in Stellung und beschießen Häuser in Iburg, die weiße Fahnen gehißt haben. Der Hof wird am 2. Ostertag zum Teil evakuiert, die Kampfeinheiten der Engländer marschieren jedoch über Laer. Am Dienstag marschieren gefangene Franzosen vorbei, ebenfalls der Bund Deutscher Mädchen. Eltern suchen ihre Töchter. Am Mittwoch kommen die ersten Spähwagen der Engländer durch. Es folgt eine Hausdurchsuchung. Der Hof selber bleibt weitestgehend verschont vom umgreifenden Revanchismus der befreiten Kriegsgefangenen.
Ende 1945
Klemens Brüske kehrt aus ½-jähriger Kriegsgefangenschaft zurück. Er übernimmt ab 1948 endgültig den Hof Brinkmann.
nach 1945
Auf dem Hof leben die obdachlos gewordenen Angehörigen der Familien Matthias und Heinrich Brinkmann
07.12.1948
Der Entnazifizierungs-Hauptausschuß Osnabrück-Land stellt fest, daß in dem Entnazifizierungsverfahren gegen Herrn Josef Brinkmann die vorgenannte Person vom Enttnazifizierungsrecht nicht betroffen ist. U1)
1959
Verbreiterung der Bundesstraße aufgrund einer Serie von Autounfällen 1958. Die Obstbäume werden durch Linden ersetzt.
Hochzeit von Klemens Brinkmann und Hedwig Wibbelsmann.
1960
Klemens Brinkmann beginnt mit der Ausbildung des ersten Lehrlings. Ab 1963 bis 1973 wird alljährlich auch eine ländliche Hauswirtschaftsgehilfin von Hedwig ausgebildet.
1961
Erweiterung des Schweinestalls, Anschaffung des ersten Mähdreschers mit der Maschinengemeischaft.
1967
Das letzte Pferd Moritz wird abgeschafft.
1968
Anbau des Schweinemaststalles hinter der Scheune
1970
Es wird ein neuer Mähdrescher angeschafft. Zur Maschinengemeinschaft gehören die Bauern Eggert, Schröder, Völler, Vornholt, Waltermann und Winker.
1971
Einleitung des Flurbereinigungsverfahrens. Abschaffung der Milchkühe, fortan werden nur noch Schweine gehalten.
1972
Modernisierung und Erweiterung des Wohngebäudes. Das Hauptgebäude wird größtenteils neu verklinkert, der Garten neu angelegt.
1977
Abriß des Hühnerstalls. Neubau eines Sauenstalles für 90 Sauen. Die Ferkelaufzucht steht von nun an im Mittelpunkt.
09.08.1980
Strohbrandbekämpfung der Glaner Feuerwehr. Auslöser dieses „Großbrandes“ waren die Festlichkeiten anläßlich der Volljährigkeit der einzigen Tochter. Der Garten wurde vollständig evakuiert. Dabei waren alle angeschlossenen Sender und Polizeirundfunkanstalten von Florian Haseland.
1987
Heirat Gerhard Brinkmann und Renate Hölscher: Sie übernehmen die Leitung des Betriebes.
1989
Flächenzuteilung des seit 1971 durchgeführten Flurbereinigungsverfahrens. Durchführungsorgan ist der Wasser- und Bodenverband Obere Bever.
1990
Renate eröffnet auf dem Hof einen Laden zur Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte. Die Direktvermarktung mit festen Öffnungszeiten wird 2002 zugunsten der Kindererziehung zurückgestellt.
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